Der Crash geht in die nächste Runde. Der Goldpreis ist trotz seiner scharfen Korrektur wieder zurück auf 1.900 US-Dollar gesprungen, während der Dollar vergleichsweise fester um die 1,40 Euro notiert. Der DAX steht zur Zeit mit über fünf Prozent im Minus. Das Kuriose daran ist, dass dies an einem vermeintlich ruhigen Handelstag geschieht, ohne neue Wirtschaftsdaten und vor allem ohne einen in den USA stattfindenden Handel. Dort wird heute nämlich traditionell der Labor Day, also der Tag der Arbeit begangen. All dies zusammen genommen spricht für eine sehr prekäre Lage.
Kurzer Rückblick
Vor exakt fünf Wochen, am 1. August, begannen die Indizes weltweit damit, nach unten zu drehen. Der DAX fiel unter die lange und stark bewährte Marke von 7.000. Was zum Zeitpunkt schon eine Korrektur von 600 Punkten gewesen ist, lief schnurstracks weiter auf die 6.000, die nach einer kurzen Gegenbewegung auch nicht gehalten werden konnte. Ein neues Tief wurde knapp unter 5.400 Punkten ermittelt. Bis dahin wurden also schon rund 2.200 Punkte abgegeben, die zuvor seit dem ersten Aufkommen der Griechenland-Debatte im Mai 2010 mühsam emporgekauft wurden. Relativ ausgedrückt geht es um einen Verlust von knapp 30 Prozent.
Wer die Marktturbulenzen für ausgestanden hielt, wer eine Überdehnung des Marktes und eventuell Kaufgelegenheiten witterte wurde spätestens heute eines Besseren belehrt. Die Erholung lief zwar bis zirka 5.850 Punkte, konnte jedoch vor allem im zeitlichen Kontext nicht überzeugen. Sie war schlicht zu kurz, um die ernsthaft als eine solche zu bezeichnen. Es gab keine Festigung der Kurse, kein wirkliches Absinken der Volatilität. Die Kurse bewegten sich zwar zur Abwechslung einmal nach oben, aber hohe Nervosität bestand weiterhin. Jetzt ist der DAX bei relativ dünnen Umsätzen auf neue Tiefststände weggeklappt.
Neue Finanzkrise
Dabei musste man sich gar nicht groß auf die Ostereier-Suche machen, um auch aus den breiteren Medien zu erfahren, was heute wieder im Argen liegen könnte. Schon fast penetrant prangerte heute über knapp fünf Stunden ganz prominent oben auf SPIEGEL online folgende Schlagzeile: "Ackermann warnt vor neuer Finanzkrise" 1) Es erinnere ihn alles angeblich sehr an die Zeit vor der Lehman-Pleite. Offene Worte. Recht hat er. Man könnte nun mutmaßen, wieso er sich damit so direkt und ehrlich gibt, aber das ist nun nicht das Thema. Die Aktie der Deutschen Bank beanspruchen gerade übrigens den größten Tagesverlust im DAX für sich - mit fast zehn Prozent.
Vielmehr ist auffällig, dass sich der Interbankenmarkt tatsächlich analog zu 2008 wieder zusammengezogen hat. Die EZB registriert derweil neue Rekorde an 24-Stunden-Ausleihen der Banken. Anstatt sich Geld untereinander zu besseren Konditionen zu leihen, ziehen die Banken vor, Gelder auf Nummer sicher bei der Zentralbank abzustellen, für 24 Stunden. Frei übersetzt: 24 Stunden sind zu lange, um das Risiko einzugehen, dass eines der Institute den nächsten Lehman macht. Na dann. Überdies gibt es Bedenken, dass die Klage der US-Regierung gegen diverse Großbanken, es geht nach wie vor um die Subprime-Geschichten, nicht zu einer außergerichtlichen Einigung kommen wird. 2) Das könnte noch einmal sehr teuer kommen. Wieso die sonst so um beruhigte Finanzmärkte besorgten Regierungsvertreter eine solche Schlagzeile genau heute durchsickern lassen, bleibt offen.
Griechenland abgebrannt
Wie immer lohnt auch sonst der Blick über den großen Teich, um ein genaueres Bild der Lage zu erhalten. Die Euro-Zonen-Krise nimmt in den fernen USA schließlich einen geringeren Stellenwert ein als hierzulande. Dementsprechend direkt wird darüber publiziert. So geht aus Meldungen von Reuters beziehungsweise dem WSJ (Wall Street Journal) hervor, das der zweite Bailout Griechenlands "kollabierte" 3). Dem nicht genug wird das Zitat eines IWF-Offiziellen angeführt, der den Default Griechenlands noch in diesem Jahre sieht. Wirtschaftsgeschichte live.
Es steht außer Frage, dass eine harte Landung der Griechen, die bisher mit vereinten europäischen Kräften abgewendet werden konnte, die Situation innerhalb des Euro-Raumes auf den Kopf stellt. Zu groß ist die Verwicklung der Banken. Und das scheint sich hinter den Kulissen momentan herumzusprechen. Wenn Griechenland geht, dann geht nicht nur eine Bank mit. Fragt sich also, wie viele Milliarden an neuen Rettungsgeldern diesmal mobilisiert werden müssten - und wer sich dafür hergibt. Manchmal hilft eben nur noch gesunder Sarkasmus.
Felix Albus, Redaktion cashkurs
1) http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,784414,00.html
2) http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=13232
3) http://www.zerohedge.com/news/game-over-senior-imf-official-i-expect-hard-greek-default-year
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Make them Pay on Labor Day
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Kommentare
So oder so Zahlen muss der Bürger.
Noch vor paar tagen hat Herr Ackermann gesagt, dass es keine Krise gibt ein Tag später treten Gerüchte über Kündigungen auf die auch noch wahr sind. Danach kommt er mit einer Krise um die Ecke das sind Zustände.
es ist ja fast nicht mehr zum aushalten!
Aber was soll man tun?
Nächstes Jahr wäre ein neuer Firmenwagen fällig,evtl. jetzt schon kaufen?
Das Geld dazu liegt auf ein Tagesgeldkonto.
Es wäre schön, wenn man auf die aktuelle Situation weitere Tipps bekäme.
Bargeld auf Tagesgeldkonen lassen?
Herzlichen Dank im Voraus für die Tipps.
E.S.
Die anderen habe ich gefunden.
vielen Dank bis hierher für die gute Guidance durch diese recht turbulenten Marktzeiten. "Anfassbares mit Absicherung" funktioniert immer noch wunderbar. Hoffe das Emittentenrisiko meiner OS hätl sich in Grenzen, aber wer kann das schon wissen...Schon deshalb habe ich heute mal wieder eine Teil Absicherung verkauft und in "reale Werte umgetauscht".
Trotzdem habe ich da einige Fragen zu OS, die sicher auch andere Leser interessieren und daher vielleicht mal einen eigenen Artikel wert wären.
1. Ein PUT OS läuft z.B. bis zum 17.09.. letzter Handelstag ist aber der 12.09. Nun ist der OS aber am 12. nicht "im Geld", aber in der darauffolgenden Woche fallen die Kurse so stark, dass er am 17. "im Geld" ist. Kann ich dann z.B. ausserbörslich noch etwas dafür bekommen?
2. Wenn die Kurse so stark schwanken wie zur Zeit, kann ich mich mit wenig Geld bei kurzer Laufzeit relativ stark absichern, muss aber ggf. nach 1-2 Wochen neue Absicherungen nachkaufen, was ggf. teuer werden kann, wenn die Kurse lange seitwärts laufen. Gibt es hier eine Faustregel wann kurzfristig verstärkt werden sollte. Noch mehr: gibt es eine Faustregel wann man einen Teil der Absicherung verkaufen sollte? Ich bin in den letzten Wochen recht gut damit gefahren, 50% zu verkaufen, wenn sich der Wert des OS verdoppelt hat.
3. Als der Dax zum ersten Mal die 5500 touchierte, gab es eine Gegenbewegung auf 6000 an einem einzigen Tag. Wenn man PUT OS mit z.B. Strike 6000 hat, muss man schon starke Nerven haben, um das auszuhalten. Heute habe ich gelesen, man könnte seine Short-Gewinne mit CALL OS absichern. Ist sicher ein wenig Zockerei, aber wenn z.B. der PUT mit 300 Euro im Geld steht, und ich die Möglichkeit einer Erholung sehe, dann kann ich entweder PUT verkaufen (und mich ärgern, wenn der Kurs weiter fällt) oder aber z.B. für 100 Euro einen CALL, um im Falle der Erholung den Ärger zu mindern. Reale Werte zu kaufen wäre sicherlich besser, aber ganz ohne Zuschuss von Cash klappt das oft nicht, und auch hier ist die Frage, wieviel Cash ich habe und wann ich es einsetzen will/kann.
Klar, die individuelle Entscheidung muss am Ende jeder Anleger selbst treffen. Aber wenn es Faustregeln gibt so wie "20% unter Einstiegspreis auf 1 Jahr absichern", dann wäre das als Orientierung extrem hilfreich.
Das kommt ganz auf Sie an, da kann Ihnen niemand den Heiligen Gral der finalen Weisheit gereichen. In der Regel ist der moderne Mensch sehr auf den nominalen Betrag seines jeweiligen Zahlungsmittels fixiert und kann sich mit Wertabweichungen nach unten nicht arrangieren. Das ist das unschlagbare Pro-Argument für Tagesgeld oder allgemein Geldwerte, ein psychologisches. Man verwechselt dann gerne Sicherheit mit Nominalwerterhalt, wobei die Zeichen der Zeit meines Erachtens eher auf Kaufkrafterhalt stehen. Mehr kann ich Ihnen in diesem Rahmen leider nicht dienen.
@ cregere
Glückwunsch dazu, dass Ihre Strategie läuft. Sie gehören der glücklichen Minderheit an :-) Es freut uns, wenn wir assistieren konnten. Und gute Guidance ist uns natürlich stets wichtig.
Zu 1) Das sollte der Emittent regeln, wenn ein OS ausläuft, keine Bange, ein Ausgleich findet statt, solange der Emittent noch nicht Pleite ist. Produktspezifische Infos erhalten Sie im Zweifelsfalle direkt beim Emittenten.
Zu 2) Es gibt keine Faustregel. Es gibt aber eine Größe genannt Risikotoleranz, die sich direkt vom Buffett'schen Gesetz ableitet (Never lose money!). Das definieren Sie, richten Ihr maximales Risiko danach aus und verringern im Falle zu großer Marktrisiken (teurere OS) eben ihr Marktengagement. Wichtig ist, dass eine Absicherung stets vorhanden ist und größenordnungstechnisch passt, aber das scheint ja zu klappen.
Zu 3) Hier sehen Sie, dass die Verlockung zur Zockung nie fern ist. Nach einem solchen Dip ist der Besitz eines OS mit Strike 6000 unrealistisch, wenn dieser bereits im Vorfeld als Absicherung zum Einsatz kam (nicht etwa spontan aufgeladen). Längerfristig denkende Investoren sollten sich an kurzfristiger Volatilität nicht stören und vor allem nicht auf die Idee kommen, die "Absicherung abzusichern". Denn wenn dann die Stimmung kippt, passt das Risikoprofil nicht mehr. Nur die Ruhe. Ein Rücktausch will, wie alles andere auch, ebenfalls weise und strategisch geplant sein. Ihre Handhabe ist gangbar, alternativ wäre Cost-Averaging möglich.
Ich hoffe Sie nicht noch zusätzlich verwirrt zu haben :-) Die Devise lautet: Cool bleiben, bescheiden bleiben.